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17. Juni 1953 - Teil 3

Meist bis gegen Mittag gelingt es deshalb den Demonstranten in einer Reihe von Städten, Haftanstalten, Polizeidienststellen, Einrichtungen der Staatssicherheit, Gebäude der Stadtverwaltungen sowie der SED und Massenorganisationen zu erstürmen. Oftmals reicht aber auch eine Belagerung aus, um die Erfüllung von Forderungen oder Zugeständnissen zu erreichen. Insgesamt werden schätzungsweise 1.400 Häftlinge befreit. Die deutschen Polizei- und Sicherheitskräfte sind vielerorts in der Defensive, müssen sich zurückziehen.

Schließlich erfolgt, zeitlich leicht versetzt, der massive Einsatz sowjetischer Truppen und neu herangeführter deutscher Polizeikräfte. Während in Berlin schon gegen 10.00 Uhr die Panzer langsam in Richtung Stadtzentrum rollen, greifen in den Bezirken die sowjetischen Besatzungstruppen erst mittags bzw. im Laufe des Nachmittags ein.

Aufnahmen aus dem MfS-Lehrfilm "Kühler Kopf, heisses Herz, saubere Hände" [Quelle: BStU]

Video-File Video (Real)
Video-File Video (Quicktime)

Insgesamt werden 16 Divisionen gegen die Aufständischen mobilisiert, davon allein drei Divisionen mit 600 Panzern in Berlin. Am Abend des 17. Juni sind schätzungsweise 20.000 sowjetische Soldaten und 15.000 Angehörige der KVP im Osten Berlins im Einsatz.



Ulbricht und andere führende SED-Genossen halten sich unter dem Schutz der Sowjets in Karlshorst auf. Über Standleitungen werden sie auf dem Laufenden gehalten. Mehrere Quellen berichten, daß Ulbricht die Macht als schon verloren betrachtet. Doch die sowjetische Besatzungsmacht verhängt am Nachmittag des 17. Juni über 167 der 217 Land- und Stadtkreise den Ausnahmezustand. In Berlin tritt der Ausnahmezustand um 13.00 Uhr in Kraft. Es gilt ab diesem Zeitpunkt das Kriegsrecht. Damit übernimmt die Sowjetunion für die Zeit des Ausnahmezustandes wieder die oberste Regierungsgewalt. Nur das massive Eingreifen sowjetischer Truppen rettet letztlich die SED-Herrschaft.

Im DDR-Rundfunk wird um 14.00 Uhr eine Erklärung von Ministerpräsident Otto Grotewohl verlesen. Darin wird ausdrücklich noch einmal die Rücknahme der Normerhöhungen erklärt. Der Aufstand jedoch sei "das Werk von Provokateuren und faschistischen Agenten ausländischer Mächte und ihrer Helfershelfer aus deutschen kapitalistischen Monopolen". Alle "Arbeiter und ehrlichen Bürger" werden aufgefordert mitzuhelfen, "die Provokateure zu ergreifen und den Staatsorganen zu übergeben".

Erklärung von Ministerpräsident Otto Grotewohl zur Lage, DDR-Rundfunk, 17.6.1953

Mp3-File O-Ton (mp3)


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