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September 1953 - Teil 1

Am 1. September nimmt in Westberlin ein Büro des Internationalen Bundes Freier Gewerkschaften (IBFG) seine Arbeit auf. Es soll die Widerstandsarbeit von Gewerkschaftern in Osteuropa, besonders in Ostdeutschland, unterstützen. Die Tätigkeit dieser Stelle, die später als "Ostbüro des DGB" bezeichnet wird, wird aus einem internationalen Spendenfonds des IBFG und Mitteln des DGB finanziert.

In einer Antwortnote an die Sowjetunion vom 2. September bestehen die drei Westmächte auf dem Vorrang freier gesamtdeutscher Wahlen. Sie laden die Sowjetunion erneut zu einer Viererkonferenz über Deutschland ein. Am 28. September erklärt die Sowjetunion ihre Bereitschaft zur Teilnahme.

Am 3. September tagt die Führung der paramilitärischen "Gesellschaft für Sport und Technik" (GST) und wertet die Juli-Tagung des SED-Zentralkomitees aus. Die GST verpflichtet sich, technische Kenntnisse und sportliche Fähigkeiten "systematisch und planmäßig" zu vermitteln. (Vgl. Spitze Töne) Die Mitglieder werden auf hohe Wachsamkeit und auf den "kompromisslosen Kampf gegen den Imperialismus" eingeschworen.

Im weiteren Verlauf des Monats fasst die SED-Spitze weitreichende Beschlüsse zu Sicherheitsfragen: neue Strukturpläne für die KVP, Ausbau der VP-Mannschaftsstärke und Verbesserung der Bewaffnung. Außerdem wird die VP-Luft zur Tarnung in Aero-Klub umbenannt (23. September). Zugleich zeigen sich erhebliche Probleme hinsichtlich der Disziplin und Befehlsbereitschaft bei der KVP: Die Zahl der Desertionen haben seit dem 17. Juni 1953 deutlich zugenommen. Im Standortortbereich Eggesin-Torgelow steigt die Zahl der Desertionen in diesem Zeitraum beispielsweise um mehr als das Dreifache.

Bei den Wahlen zum 2. Deutschen Bundestag am 6. September 1953 erzielen die Unionsparteien CDU/CSU mit 45,2 Prozent der Stimmen einen überragenden Sieg (SPD: 28,8 Prozent, FDP: 9,5 Prozent, GB/BHE: 5,9 Prozent, DP: 3,3 Prozent, Zentrum: 0,8 Prozent, alle Übrigen zusammen: 6,7 Prozent). Sie erringen die absolute Mehrheit der Bundestagssitze (244 von 487).

Am Tag darauf erklärt Adenauer: "Die Wahlschlacht ist nunmehr zu Ende; der Erfolg ist klar zutage getreten. Das deutsche Volk hat in seiner überwiegenden Mehrheit die während der vergangenen vier Jahre von den Parteien der Regierungskoalition und von der Bundesregierung betriebene Politik, die wirtschaftliche und die außenpolitische, gebilligt." Nicht nur die SPD muss mit lediglich 28,8 Prozent der Stimmen eine Niederlage einstecken, sondern auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), der sich im Bundestagswahlkampf gegen Adenauer und für die SPD engagierte. Der Sieg der Regierungsparteien zwingt SPD und DGB zu einer politischen Neuorientierung. Im DGB werden die Stimmen lauter, sich zukünftig nur noch für traditionelle gewerkschaftliche Aufgaben einzusetzen; in der SPD wird zunehmend über die Wandlung zu einer "echten Volkspartei" gestritten.

RIAS-Bericht über die Wahlnacht im Bundeshaus, 6.9.1953

Mp3-File O-Ton (mp3)

Kabinettssitzung der Bundesregierung, 8.9 1953

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Flucht in den Westen:


September 1953: 19.267 Flüchtlinge


LPG-Gründungen:


September 1953: 4.775 LPG


Streikberichte der HVDVP

Mp3-File Spitze Töne - Pinsel und Schnorchel
Pinsel und Schnorchel über den Neuen Kurs und die Militarisierung (RIAS Berlin)





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