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Bezirk Rostock

Im Bezirk Rostock fällt der 17. Juni auf den darauffolgenden Tag. Von wenigen Ausnahmen abgesehen wird auf den Werften, in den Häfen und in den Betrieben des Bezirkes an diesem Tage gearbeitet. Auch aus den Dörfern des Bezirkes werden nur wenige Unruhen gemeldet; es finden aber in den Abendstunden in einigen Dörfern Protestversammlungen statt

Bei den erwähnten Ausnahmen handelt es sich um vorübergehende Arbeitsniederlegungen in Rostock, Barth und Stralsund. Die Hauptforderung zielt zu diesem Zeitpunkt noch auf die Zurücknahme der Normerhöhungen. Die größte Aktion stellt eine mehrstündige Arbeitsniederlegung der 2 200 Beschäftigten des Rostocker Dieselmotorenwerkes am 17. Juni dar. Zudem gibt es Streikaufrufe und eine Reihe von Unmutsäußerungen. So wird in der Volkswerft Stralsund aus Anlass des 60. Geburtstages von Walter Ulbricht ein vorzeitig fertig gestellter Logger dahingehend den Ereignissen angepasst, dass man die am Schiff angebrachte Losung "Walter Ulbricht" mit schwarzer Farbe überstreicht.

Der sowjetische Bezirkskommandant verhängt am Abend über den Bezirk und die Stadt Rostock den Ausnahmezustand:

"Ab 21.00 Uhr vom 17. Juni des Jahres 1953 sind alle Versammlungen, Meetings, Demonstrationen und sonstige Ansammlungen über drei Personen auf Straßen, Plätzen und in öffentlichen Gebäuden verboten. Es ruht auch sämtlicher Fuß- sowie Kraftverkehr von 21.00 - 5.00 Uhr. Sämtliche Zuwiderhandlungen werden nach dem Kriegsgesetz bestraft."

Der SED-Bezirksleitung in Rostock fällt am Abend des 17. Juni ein Flugblatt in die Hände, das darauf hindeutet, was den Genossen im nördlichsten Bezirk der DDR am nächsten Tage bevorsteht:

"- An die Einwohner Rostocks -

In Berlin stehen z. Zt. werktätige Menschen in heldenhaftem Kampf gegen Unterdrückung und für die wahre Freiheit des deutschen Volkes. Von roten Horden und russischen Panzern im Auftrage des Kreml(s) werden unsere Brüder und Schwestern in Berlin dahingemordet. Darum fordern wir, tretet sofort in den Generalstreik und laßt es nicht zu, daß deutsche Brüder und Schwestern ermordet werden. Meidet die Arbeit, jagt die Bonzen zum Tempel hinaus, tretet in den Generalstreik! Keinen Pfennig für die Russen und keinen Pfennig für die angeblich kasernierte Volkspolizei!

- Es lebe die Freiheit - !"

Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Rostock, Zusammenfassender Bericht über die Ereignisse am 17. und 18.6.1953 in Rostock

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BDVP Rostock, Auswertung der Ereignisse seit dem 16.6.1953, die mit der faschistischen Provokation zusammenhängen, Rostock, 26.6.1953

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Telefonische Meldungen und Durchsagen der SED im Bezirk Rostock am 17. Juni 1953 an das ZK der SED (Auszüge)

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[Quellen: Schreiben "Besondere Vorkommnisse" vom 17. Juni 1953, in: BStU, Rostock Rep. 2, Signatur 396, Blatt 71-73;Telegramme, Durchsagen, Mitteilungen und Berichte zwischen dem 16. und 22. Juni 1953, in: SAPMO-BArch, NY 4062, Signatur 94, Blatt 557-571 und SAPMO-Barch, NY 4090, Signatur 437, Blatt 155-159; siehe auch: Schwabe 1993; Koop 2003.]

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