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Berlin - Ost und West - Teil 3

Demonstranten aus dem Berliner Umland stoßen hinzu; legendär ist der Marsch der Hennigsdorfer Arbeiter durch West-Berlin ins Ostberliner Stadtzentrum.

Joachim Rumpf, Mein Siebzehnter Juni (Berlin und Umgebung)

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Reportage vom Demonstrationszug Hennigsdorfer Arbeiter durch West-Berlin / RIAS

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Während die Hennigsdorfer Arbeiter noch durch den Wedding ziehen, geht es im Ostberliner Stadtzentrum bereits drunter und drüber. In jede Richtung demonstrieren Menschen durch die Innenstadt: Es kommt zu Auseinandersetzungen mit der Polizei und Schlägereien mit SED-Funktionären; Funkwagen und zivile Fahrzeuge von Volkspolizei und Staatssicherheit werden umgekippt, Gebäude gestürmt und Einrichtungen demoliert, Propaganda-Buden und Zoll-Häuschen an der Sektorengrenze werden angesteckt.

Zwischen 11.00 Uhr und 11.30 Uhr wird der S- und U-Bahnverkehr eingestellt; die schnelle Ankunft unzähliger Demonstrationszüge in den Außenbezirken mit öffentlichen Verkehrsmitteln soll unterbunden werden. Auch will man von Seiten der SED auf diese Weise verhindern, dass "westliche Elemente in den demokratischen Sektor" einfahren.

Um 11.10 Uhr meldet die West-Berliner Polizei, um 11.20 Uhr die Ost-Berliner Volkspolizei, dass Jugendliche die rote Fahne vom Brandenburger Tor entfernt haben. Die Fahne wird vor den Augen russischer Soldaten, die das sowjetische Botschaftsgebäude Unter den Linden bewachen, zerrissen; die Jugendlichen werden von der Menschenmenge begeistert gefeiert.

Bericht vom Brandenburger Tor als die Rote Fahne entfernt wird / RIAS

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Dann rollen die sowjetischen Panzer in Richtung Stadtzentrum vor. Ein Demonstrant berichtet einem RIAS-Reporter, dass Panzer rücksichtslos in eine Versammlung im Lustgarten hineingefahren sind, auf der gerade eine Streikleitung bestimmt wurde. Dem Bericht zufolge ist dabei zwischen 11.15 und 11.30 Uhr ein Arbeiter von einem Panzer zermalmt worden: unmittelbar vor dem Zeughaus, in dem sich das Museum für Deutsche Geschichte befindet. Das erste Todesopfer ist zu beklagen. Kurze Zeit später errichten Demonstranten an dieser Stelle ein Holzkreuz.

Demonstranten zum Panzereinsatz und den Toten / RIAS

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Es ist 11.35 Uhr, als die ersten Tanks in die Wilhelmstraße einbiegen und dort Position beziehen. Kriegsmarschmäßig ausgerüstet rücken sie weiter in Richtung Leipziger Straße und Potsdamer Platz vor. Kurze Zeit später knallen immer wieder Schüsse: Es gibt Tote und Verletzte. Um 13.00 Uhr wird der Ausnahmezustand über den sowjetischen Sektor verhängt. Viele Demonstranten ziehen sich über die Sektorengrenze auf die Westberliner Seite zurück.

Für kurze Zeit weht am Nachmittag die Schwarz-Rot-Goldene Fahne auf dem Brandenburger Tor. Gegen die dort und am Brandenburger Tor versammelten 2.000 bis 3.000 Demonstranten gehen um 14.30 Uhr sowjetische Truppen vor und eröffnen erneut das Feuer. Rufe und Schreie kommen als Antwort zurück: "Iwan raus!" "Domoi! Domoi!" "Iwan nach Hause!" Zahlreiche Demonstranten werden schwerverletzt in Westberliner Krankenhäuser transportiert.

Etwa um 15.00 Uhr erkennen Demonstranten aus dem Funkwerk Köpenick den stellvertretenden DDR-Ministerpräsidenten und Ost-CDU-Vorsitzenden Otto Nuschke. An der Sektorengrenze zwischen Treptow und Kreuzberg holen sie ihn aus seinem Auto heraus und übergeben ihn der Westberliner Polizei. Ein RIAS-Reporter interviewt Nuschke auf dem Westberliner Polizeipräsidium.

Interview mit dem stellvertretenden Vorsitzenden des Ministerrates der DDR, Otto Nuschke / RIAS

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Gegen 17.00 Uhr setzen Demonstranten das Columbushaus am Potsdamer Platz in Flammen. Eine Stunde fallen am Potsdamer Platz noch einmal Schüsse. Auf Westberliner Seite fährt ein Lautsprecherwagen auf und fordert dazu auf, das Schießen sein zu lassen: "Ihr werdet dafür eines Tages zur Verantwortung gezogen werden." Ein RIAS-Reporter ist Zeuge dieser Situation.

Situationsbericht vom Potsdamer Platz gegen 18 Uhr über den Einsatz von Schusswaffen durch sowjetisches Militär / RIAS

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Bericht vom brennenden Columbushaus am Potsdamer Platz um 18 Uhr / RIAS

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