Proteste und Stimmung der Arbeiter im Spiegel der Lageberichte der Volkspolizei
[Zusammengestellt und bearbeitet von Mathias Harz, Hans-Hermann Hertle und Hilde Kroll]


August 1953


01.08.1953 Bahnbetriebswerk Jena
"Gegen 2.00 Uhr legten sieben Arbeiter der Schmiede des Bahnbetriebswerkes Jena die Arbeit nieder und erklärten, dass sie nach Berlin wollen, um ihre Pakete abzuholen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1181, Bl. 3)

01.08.1953 Bahnbetriebswerk Strasburg
"Im Bahnbetriebswerk Strasburg beantragten 96 Arbeiter Freifahrtsscheine nach Westberlin."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1181, Bl. 7)

02.08.1953 Buna-Werke, Leuna-Werke, Stahlwerk Frankleben
"Eine FDJ-Angehörige aus Merseburg brachte auf der Bahnfahrt von Merseburg nach Frankfurt/Oder in Erfahrung, dass die Arbeiter der Buna-Werke, der Leuna-Werke und des Stahlwerkes Frankleben am 3.8.1953 ihre Arbeit niederlegen wollen, wenn ihre Forderung, ‚Freilassung der festgenommenen Provokateure vom 17.6.1953' nicht erfüllt wird. Der Operativstab der BDVP Halle wurde seitens des Operativstabes der HVDVP verständigt."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1181, Bl. 15)

02.08.1953 VEB Elektrowerk Sörnewitz
"In dem VEB Elektrowerk Sörnewitz/Meissen weigern sich ca. 400 Belegschaftsmitglieder, die FDGB-Mitgliedsbeiträge zu bezahlen. Von den Personen wird erklärt, dass sie erst dann diese Beiträge bezahlen werden, wenn das Prämiensystem in seiner jetzigen Form abgeschafft wird."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1181, Bl. 18)

03.08.1953 Kombinat "Wilhelm Pieck" Mansfeld/Eisleben
"Am 3.8.1953 wurde im Mansfeld-Kombinat "Wilhelm Pieck" Eisleben festgestellt, dass die Belegschaft des "Otto Brosowski- Schachtes" für die Ehefrau eines am 17.6.1953 inhaftierten Provokateurs 700.-DM gesammelt haben. Die Initiatoren der Geldsammlung sind zur Zeit noch unbekannt. Ermittlungen führt die Staatssicherheit."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1181, Bl. 31)

04.08.1953 VEB Funkwerk Dabendorf
"Unter der Belegschaft des VEB Funkwerk Dabendorf/Zossen wurde eine Geldsammlung für einen am 17.6.1953 festgenommenen Provokateur durchgeführt."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1181, Bl. 34)

05.08.1953 VEB "Lowa" Niesky
"In dem VEB "Lowa" Niesky ist ein grosser Teil der Arbeiter an der Produktion uninteressiert, was in der Planerfüllung auch zum Ausdruck kommt. In dem genannten Betrieb wird besonders stark über die sogenannte ‚Kriegsgefangenenfrage' in der Sowjetunion diskutiert. Weiterhin ist zu verzeichnen, dass ein Teil der FDGB-Mitglieder des Betriebes sich weigert, ihre Mitgliedsbeiträge zu zahlen, da angeblich ein Funktionär des FDGB republikflüchtig wurde, der eine grössere Summe Gelder unterschlagen hatte."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1181, Bl. 41)

05.08.1953 VEB "Steingutfabrik" Annaburg
"Aufgrund von negativen Diskussionen unter der Belegschaft das VEB "Steingutfabrik" Annaburg/Jessen, wurde in den Nachmittagsstunden des 5.8.1953 eine Belegschaftsversammlung durchgeführt, an welcher ca. 40 Werktätige von insgesamt 300 Belegschaftsmitgliedern teilnahmen. Hierbei brachten die Werktätigen zum Ausdruck, dass sie deshalb nach Westberlin gefahren sind, weil sie mit ihren Lebensmittelkarten nicht auskommen und ihr Verdienst auch nicht so hoch liegt, dass sie sich in der HO Lebensmittel kaufen können. Desweiteren wurde die Forderung gestellt, dass die Rationen auf den Lebensmittelkarten erhöht werden. Zu Arbeitsniederlegungen kam es in dem VEB nicht, weder vor noch nach der Versammlung."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1181, Bl. 41)

07.08.1953 Metallwarenfabrik Frankenberg-Flöha
"In der Metallwarenfabrik Frankenberg-Flöha war wegen unregelmässiger Lohnzahlung für den 7.8.1953 eine Arbeitsniederlegung geplant. Der Betrieb beschäftigt ca. 100 Arbeiter.
In einer kurzen, während der Mittagspause durchgeführten Betriebsversammlung konnte eine Klärung herbeigeführt und die Löhne anschliessend in der Versammlung ausgezahlt werden.
Durch die eingetretene gegenseitige Verständigung zwischen Werksleitung und Belegschaft in der Lohnzahlung kam es nicht zu der geplanten Arbeitsniederlegung."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1181, Bl. 55a)

07.08.1953 Spezialstrumpfwerk Gehlenau
"Am 7.8.1953 fand in dem Spezialstrumpfwerk Gehlenau/Zschopau eine Belegschaftsversammlung statt, in der die Betriebsleitung die Planerfüllung bekannt gab. Gleichzeitig wurde eine Prämienauszahlung vorgenommen, obwohl dieselbe auf Anordnung der Betriebsparteiorganisation erst mit der Belegschaft diskutiert werden sollte.
Obwohl die Arbeit wieder aufgenommen wurde, diskutierten die Arbeiter in kleinen Gruppen über die Prämienzahlung. Um 16.30 Uhr wurde dann schlagartig von der Belegschaft (600 Arbeiter) die Arbeit niedergelegt und eine Belegschaftsversammlung gefordert. Diese Versammlung wurde dann in Anwesenheit eines Vertreters der SED-Kreisleitung, der Staatssicherheit und der Volkspolizei durchgeführt und es konnte eine Klärung über die Zahlung der Prämien erreicht werden. Daraufhin wurde die Arbeit von der gesamten Belegschaft wieder aufgenommen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1181, Bl. 55a)

09.08.1953 Treuhandbetrieb Leichtbau-Plattenwerk Lenzen
"In dem Treuhandbetrieb Leichtbau-Plattenwerk in Lenzen/Ludwigslust äusserten sich die Arbeiter, dass sie keine Volkspolizisten mehr im Betrieb sehen wollen und forderten sogar die Auflösung der Nachtwache."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1181, Bl. 74

10.08.1953 Ifa- Werk Benzhausen
"Am 10.8.1953 war in dem Ifa- Werk Benzhausen/Suhl ein Sitzstreik geplant. Die Ursache hierzu war die Einführung der Nachtschicht, die sich aufgrund der am Tage stattfindenden Stromabschaltungen notwendig machte. Durch die Kreisleitung der SED in Verbindung mit dem Amtsleiter des VPKA Suhl wurde mit den Werktätigen eine Aussprache durchgeführt, wodurch der geplante Streik verhindert werden konnte. Ein Rädelsführer wurde ermittelt."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1181, Bl. 104)

11.08.1953 VEB Bauplatten Luckenwalde
"Im VEB Bauplatten Luckenwalde wurde der Betriebsleiter wegen Fragebogenfälschung entlassen. Die Belegschaft forderte daraufhin die Wiedereinsetzung des Betriebsleiters, im Weigerungsfalle drohten sie mit Streik. Aus diesem Anlass soll am 12.8.1953 eine Versammlung im Betrieb durchgeführt werden. Eine Kommission, bestehend aus 5 Angehörigen des Betriebes, darunter der BGL-Vorsitzende und ein gewisser L., der vor ca. 11/2 Jahren nach Verbüssung einer 2-jährigen Gefängnisstrafe entlassen wurde, fuhren am 11.8.1953 zum ZK, um die Angelegenheit zu klären."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1181, Bl. 87)

11.08.1953 Volkseigener Ziegeleibetrieb Sangerhausen
"Am 11.8.1953 gegen 7.00 Uhr verweigerten im Volkseigenen Ziegeleibetrieb Sangerhausen 6 der insgesamt 40 Belegschaftsmitglieder die Aufnahme der Arbeit. Die Arbeiter forderten für ihre Arbeit am Ofen einen bessere Entlohnung. Sofort nach Bekanntwerden der Arbeitsniederlegung begaben sich Instrukteure der SED-Kreisleitung, des VPKA und der Kreisverwaltung in den Betrieb. Schon nach kurzer Aussprache mit den Arbeitern nahmen diese die Arbeit wieder auf, da sie das Unsinnige ihrer Handlung einsahen. Im Ergebnis des Instrukteureinsatzes werden vom Kreisrat sofortige Überprüfungen der bisherigen Entlohnungsnormen veranlasst."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1181, Bl. 88)

12.08.1953 VEB "Abus" Nordhausen
"Von der Abt. BS des VEB "Abus" Nordhausen wird gemeldet, dass im Konstruktionsbüro eine Gewerkschaftsversammlung durchgeführt wurde, in deren Verlauf der Kollege W. als Funktionär gewählt wurde. W. war ehemals SS-Angehöriger und im KZ-Lager Dora bei Nordhausen dienstverpflichtet und hat schon am 17.6.1953 eine zweifelhafte Erscheinung abgegeben. In der Belegschaftsversammlung wurden die 16 Punkte, die der Provokateur R. aufgestellt hatte, bekräftigt und angenommen. Das Konstruktionsbüro gehört seit dem 1.7.1953 nicht mehr zum VEB "Abus" Maschinenbau, sondern ist dem VEB Konstruktions- und Montagebetrieb für Ausrüstung der Schwerindustrie Leipzig angegliedert."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1181, Bl. 95)

12.08.1953 Bode-Talsperre Königshütte, Rübeland
"Die Bauarbeiter der Bode-Talsperre Königshütte und Rübeland/Wernigerode sind mit ihrem Stundenlohn (0,99 DM) nicht zufrieden. Sie tragen sich mit Streikabsichten und erhalten von den Zimmerleuten Unterstützung."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1181, Bl. 95)

12.08.1953 VEB "EKM" Maschinenbau Görlitz
"Im VEB "EKM" Maschinenbau Görlitz wurde einen Liste herumgereicht, in welcher die Wiedereinstellung der am 7.8.1953 entlassenen Provokateure gefordert wurde. Die Liste war bereits von 50 Personen unterschrieben."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1181, Bl. 96)

12.08.1953 VEB Messgerätewerk Zwönitz
"Am 12.8.1953 wurde in dem VEB Messgerätewerk Zwönitz/Aue von neun Belegschaftsmitgliedern aufgrund einer Unstimmigkeit in der Normenfrage für eine halbe Stunde die Arbeit niedergelegt. Nach einer Klärung der Angelegenheit durch den Betriebsleiter wurde die Arbeit sofort wieder aufgenommen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1181, Bl. 105)

13.08.1953 VEB Papierfabrik Hohenofen
"Die gesamte Belegschaft des VEB Hohenofen/Kyritz/Potsdam ist aus dem FDGB ausgetreten. Die Ursache hierfür ist die Verweigerung der Veröffentlichung eines Protokolls, welches durch die Kreisleitung der SED und Vertreter des FDGB betreffs eines Vorkommnisses am 17.6.1953 gefertigt wurde.
Der Betrieb hat eine Belegschaft von 120 Arbeitern."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1181, Bl. 104)

13.08.1953 VEB Guss Werk II Langenau
"6 Arbeiter der Hammeranlage im VEB Guss Werk II in Langenau/Brand-Erbisdorf legten am 13.8.1953 in derzeit von 15.00 Uhr bis 17.00 Uhr die Arbeit nieder. Damit wollten sie ihren Protest darüber ausdrücken, weil der Rauchabzug des Ofens, obwohl schon seit zwei Jahren reparaturbedürftig, bis zum versprochenen Termin nicht in Ordnung gebracht wurde. Nach Aufklärung durch die Betriebsparteiorganisation, BGL und Betriebsleitung wurde die Arbeit wieder aufgenommen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1181, Bl. 135)

13.08.1953 VEB Zeiss-Jena
"In dem VEB Zeiss in Jena wird von der Belegschaft einer Abteilung über die Abschaffung der Nachtschicht diskutiert. Die Arbeiter wollen nicht einsehen, dass man zur Zeit noch nicht auf die Nachtschicht verzichten kann.
Einen weiteren Diskussionspunkt bildet die Veröffentlichung eines Berichtes der Handlungsweise der Provokateure Norkus und Ottmann aus dem genannten Betrieb in der "Tribüne" vom 8.8.1953. Hierbei ist zu verzeichnen, dass die Arbeiter weniger über die Verurteilung der beiden Genannten sprechen, sondern über die Formulierung, dass Zeiss für die Imperialisten ein fetter, Maximalprofit verheissender Happen sei, diskutieren. Es wird die Meinung vertreten, dass der VEB Zeiss unrentabel ist und viele Investgelder braucht."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1181, Bl. 105/106)

14.08.1953 Bahnhof Potsdam
"Am 14.8.1953 gegen 01.15 Uhr stellte sich an der Sperre des Bahnhofes Potsdam ein Rangiermeister neben die kontrollierenden VP. -Angehörigen und beobachtete die Massnahmen der VP gegen die Paketabholer. Als dieser der Aufforderung, den Platz zu verlassen, nicht nachkam, wurde er nach einer Auseinandersetzung mit einem Angehörigen der Grenzpolizei in das Kontrollhaus gebracht. Die auf dem Bahnhof diensttuenden Rangierer erklärten daraufhin, dass, falls der Erstgenannte nicht freigelassen wird, sie streiken wollten."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1181, Bl. 113)

15.08.1953 Ifa-Werk Zella-Mehlis
Im Ifa-Werk Zella-Mehlis wurde von der Betriebsleitung festgestellt, dass die neueingeführte Nachtschicht ihren Produktionsplan gegenüber der Tagesschicht nur zu etwa 70 % erfüllt.
Im Werk herrscht unter den Arbeitern eine schlechte Stimmung, weil es an Arbeitskleidung mangelt u. auf der anderen Seite die nötige Unterstützung durch den Betriebs-Parteisekretär, sowie den BGL-Vorsitzenden fehlt. Die SED-Kreisleitung Suhl wurde verständigt."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1181, Bl. 125)

15.08.1953 Bauunion Vogelsang
"Bei der Bauunion Vogelsang wird unter den Arbeitern ein neuer Gruss ausgetauscht. Dieser Gruss besteht darin, dass man sich mit der flachen Hand auf den Oberschenkel schlägt und dann zwei Finger hochhebt, was angeblich bedeuten soll ‚ein zweiter Tag X klappt besser'".
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1181, Bl. 123)

15.08.1953 VEB Lowa Görlitz
"Im VEB Lowa Görlitz wurde das Gerücht verbreitet, dass alle Parteisekretäre des Betriebes auf Grund des 17. Juni eine Prämie von 100,00 DM erhalten hätten. Weiter diskutiert man im Betrieb darüber, dass die Arbeiter es ablehnen, an Produktionsbesprechungen teilzunehmen, wenn Angehörige des Betriebsschutzes dabei sind."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1181, Bl. 125)

15.08.1953 VEB "Fema" Schamott Colditz
"In dem VEB "Fema" Schamott, Colditz/Leipzig wurde festgestellt, dass die Verwaltung des Betriebes vorwiegend mit faschistischen Elementen besetzt ist. Der technische Leiter L. und sein Mitarbeiter L. sind als eifrige RIAS-Hörer bekannt und der Hauptbuchhalter K. hat als engsten Mitarbeiter einen ehemaligen Nazi-Ortsgruppenleiter. Eine führende Rolle in der Gewerkschaft spielt ein ehem. SA-Mann, welcher früher als engster Mitarbeiter des Nazi-Kreisleiters galt. Der Parteisekretär der Betriebsparteiorganisation war nicht in der Lage, die Parteiarbeit zu organisieren und Anleitung zu geben, zumal er selbst politisch sehr schwach war und auch moralisch zu wünschen übrig liess. Insgesamt erklärten 13 Mitgleider der Partei ihren Austritt aus der Partei. Die ausgetretenen Genossen sind zum grössten Teil Angestellte in führenden Funktionen.
Die Kreisleitung der SED ging nach vorheriger Rücksprache mit der Bezirksleitung zur Initiative über und führte am 15.8.1953 einen Belegschaftsversammlung durch, wobei sich herausstellte, dass 80 % der Belegschaft hinter den faschistischen Provokateuren standen. Nach Versammlungsschluss wurde der bisherige technische Leiter L. und der kaufm. Leiter K. von der Staatssicherheit festgenommen. Die Verhältnisse haben sich so zugespitzt, dass mit Arbeitsniederlegung zu rechen ist. Nach Informationen der Staatssicherheit soll in den anderen Betrieben in Colditz ebenfalls mit Arbeitsniederlegung zu rechnen sein.
Nach Vereinbarung mit dem 1. Kreissekretär der SED und der Staatssicherheit wurden seitens des VPKA Grimma alle Vorkehrungen getroffen, um die Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1181, Bl. 142)

18.08.1953 Bauunion Michendorf
"Mehrere Bauarbeiter der Bauunion Michendorf, die zur Zeit zwischen Trebbin und Löwendorf beim Bau einer Brücke beschäftigt sind, erhalten trotz der schweren Arbeit nur einen Stundenlohn von 0,70 DM. Die Bauarbeiter äusserten sich, dass sie, wenn bis zum 19.8.1953 der zuständige TAN-Sachbearbeiter nicht auf der Baustelle erschienen ist, um einen Lohnregelung zu treffen, die Arbeit niederlegen wollen.
Es handelt sich hierbei um ca. 20 Bauarbeiter."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1181, Bl. 155)

18.08.1953 VEB "Fema" Schamott Colditz
Ergänzend zu dem Rapport Nr. 227 vom 18.8.1953, Seite 2 betreffs der Vorkommnisse in dem VEB "Fema" Schamott Colditz wird mitgeteilt, dass es in dem genannten VEB zu keiner Arbeitsniederlegung gekommen ist. Es liegen auch keine Anzeichen für eine eventuelle Arbeitsniederlegung vor."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1181, Bl. 157)

18.08.1953 Stahlwerk Gröditz
"Am 18.8.1953 wurden im Stahlwerk Gröditz/Riesa fünf Arbeiter entlassen, weil sie sich als Rädelsführer am 17.6.1953 beteiligten. Daraufhin erschien bei der BGL eine Delegation von vier Mitgliedern der SED, von welcher Protest gegen die Entlassung erhoben wurde.
Der Delegation gehörten an: der 1. Sekretär der SED-Grundorganisation W., der AGL-Leiter K. und die Meister M. und K..
In einer Abteilung, in welcher einer der 5 Entlassenen gearbeitet hatte, setzten sich in der Mittagspause 26 Arbeiter zusammen und diskutierten über die Annahme einer Resolution. Über den Inhalt dieser konnte noch nichts in Erfahrung gebracht werden."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1181, Bl. 165)

20.08.1953 VEB Elektro-Amaturen-Werk Ruhla
"Am 20.8.1953 legten in dem VEB Elektro-Armaturen-Werk Ruhla/Eisenach die Arbeiter für 1 1/2 Stunden die Arbeit nieder.
Der Grund dieser Arbeitsniederlegung ist der, dass für die arbeitende Intelligenz vierteljährlich durch den Betrieb einen Prämienzahlung erfolgte, in der die übrige Belegschaft nicht einbegriffen ist. Nach einem Agitationseinsatz seitens der Funktionäre der Partei und der Werksleitung sahen die Arbeiter die Richtigkeit der Prämienzahlung ein und nahmen die Arbeit wieder auf.
Die Lage im Betrieb ist wieder ruhig und normal."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1181, Bl. 184)

21.08.1953 VEB Tiefbau-Braunkohlengrube Unseburg
"Am 21.8.1953 legten in dem VEB Tiefbaugrube in Unseburg/Stassfurt die Mitglieder einer Brigade aufgrund dessen, dass sie angeblich mit den zur Zeit bestehenden Arbeitsbedingungen nicht zufrieden sind, für 4 Stunden die Arbeit nieder.
Hierbei ist besonders zu bemerken, dass der Brigadier bereits am 17.6.1953 mit negativen Diskussionen in Erscheinung getreten ist. Andere Brigaden bzw. Abteilungen des Werkes nahmen an der Arbeitsniederlegung nicht teil. Die Kreisleitung der SED und Staatssicherheit wurden verständigt.
Die Ermittlungen werden von der Staatssicherheit geführt."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1181, Bl. 183)

22.08.1953 VEB Tiefbau-Braunkohlengrube Unseburg
"Ergänzend zum Rapport Nr. 231 vom 22.8.1953 wurde gemeldet, dass die genannte Brigade des VEB Tiefbau-Braunkohlegrube in Unseburg/Stassfurt am 22.8.1953 abermals für einen halbe Stunde die Arbeit niedergelegt hatte. Ein Angehöriger der Brigade, der bei Schichtbeginn andere Belegarbeiter des genannten VEB zur Arbeitsniederlegung aufforderte, wurde festgenommen.
Andere Brigaden bzw. Abteilungen des Werkes nahmen an der Arbeitsniederlegung nicht teil."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1181, Bl. 193)

27.08.1953 Klinkerwerk Narsdorf
"Am 27.8.1953 wurde im Narsdorfer-Klinkerwerk/Geithain von der BGL eine Leitungssitzung durchgeführt, in der der 2. BGL-Vorsitzende N. seiner Funktion enthoben und fristlos entlassen wurde.
N. trat am 17.6.1953 und auch danach besonders negativ in Erscheinung und wurde deswegen bereits aus der SED ausgeschlossen. Ausserdem verstand es N., einen Teil der Belegschaft im Sinne des ehemaligen Besitzers, welcher republikflüchtig geworden war, zu beeinflussen und steht vermutlich mit diesem auch noch in Verbindung. Der Belegschaft wurde durch Aushang bekannt gegeben, dass N. seiner Funktion enthoben wurde und fristlos aus dem Betrieb entfernt sei. Eine Belegschaftsversammlung sollte hierüber in ca. 14 Tagen stattfinden. Daraufhin nahm die gesamte Belegschaft (103 Personen) ihre Arbeit nach der Mittagspause nicht wieder auf und verlangte die sofortige Wiedereinstellung des N. bzw. eine Belegschaftsversammlung.
Die Belegschaftsversammlung wurde daraufhin in Verbindung mit der Kreisleitung der SED durchgeführt und dadurch volle Klarheit und Verständnis für die Entlassung bei der Belegschaft geschaffen, die daraufhin die Arbeit wieder hundertprozentig aufnahm."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1181, Bl. 232)

28.8.1953 VEB Mähdrescherwerk Weimar
"In dem VEB Mähdrescherwerk in Weimar ist in der letzten Zeit eine verstärkte gegnerische Tätigkeit festzustellen, die besonders darin zum Ausdruck kommt, dass bei einer am 28.8.1953 stattgefundenen Belegschaftsversammlung von 3.700 Belegschaftsmitgliedern des Betriebes nur 300 anwesend waren."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1182, Bl.2)

29.08.1953 VEB Kaliwerk Bleicherode
"Die Belegschaft des VEB Kaliwerkes Bleicherode/ Nordhausen verhält sich in den Diskussionen gegenüber den Friedenstaten der Sowjetunion sehr passiv. Die Zusammenarbeit zwischen der Partei, Gewerkschaft und Werksleitung lässt sehr zu wünschen übrig."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1181, Bl. 255)