Faschistische Umtriebe des "BDJ" unter dem Deckmantel der illegalen "Jungen Gemeinde"

[Neues Deutschland, 28. April 1953, S. 3.]

Berlin (ADN). Auf eine Anfrage beim Staatssekretariat des Innern über die illegale Organisation "Junge Gemeinde" wurde geantwortet:

Nach den Enthüllungen über die verbrecherische Tätigkeit der faschistischen Terrororganisation "Bund deutscher Jugend" in Westdeutschland und Westberlin wurde festgestellt, daß diese faschistische Organisation auch im Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik ihr Unwesen treibt. Dazu bedient sich der faschistische "BDJ" des kirchlichen Deckmantels der sogenannten "Jungen Gemeinde", um seine Wühl- und Hetzarbeit tarnen und religiös denkende Menschen, besonders junge Christen, irreführen zu können.

Jeder Deutsche weiß, was der faschistische "BDJ" ist. Die Enthüllungen in Westdeutschland erbrachten den eindeutigen Beweis, daß die Leiter der Banden des "BDJ" umfangreiche Mordkarteien anlegten, in denen die Namen und weiteren Angaben über Personen enthalten sind, die am sogenannten "Tag X", dem Tag des von der Bonner Clique beabsichtigten Kriegsüberfalls auf die Deutsche Demokratische Republik, "beseitigt" werden sollen. In diesen Mordkarteien sind bekanntlich neben Kommunisten auch Sozialdemokraten, Vertreter des Bürgertums sowie Geistliche registriert, die sich gegen die Kriegsverträge von Bonn und Paris aussprechen. Erst in jüngster Zeit wurden in der Wohnung des ehemaligen zweiten Vorsitzenden des "BDJ" von Oldenburg, Dieter von Glahn, erneut Mordlisten mit Namen von über hundert Personen gefunden. Dabei handelt es sich um Funktionäre demokratischer Organisationen, Gegner der Kriegsverträge und Juden aus Oldenburg, Hamburg und Bremen, die am "Tag X" "beseitigt" werden sollen.

Die Terrorbanden des "BDJ" überfallen Jugendgruppen, die sich für den Frieden und die Einheit Deutschlands einsetzen, und leisten der Lehr-Polizei Handlangerdienste bei der Verfolgung junger Patrioten in Westdeutschland. Nach faschistischem Muster überfallen die "BDJ"-Banden die Räume der Arbeiterparteien und der Jugendorganisationen, so wie in Hamburg, wo sie die Einrichtung des Gewerkschaftshauses der Jugend zerstörten und die Wände mit Hakenkreuzen beschmierten.

Über diese faschistische Tätigkeit des "BDJ" herrschte in Deutschland, insbesondere auch in der demokratischen Öffentlichkeit ganz Westdeutschlands und Westberlins große Erregung. Die Stellungnahme gegen die faschistischen Umtriebe des "BDJ" zeigt, daß alle patriotischen Kräfte von dieser großen Empörung erfaßt sind.

Mit der gleichen Empörung haben alle ehrlichen Deutschen von den verbrecherischen Umtrieben der unter dem Deckmantel der "Jungen Gemeinde" getarnten Beauftragten des "BDJ" in der Deutschen Demokratischen Republik erfahren. Hier, wo das offene Auftreten faschistischer Organisationen unmöglich ist, haben die Feinde des Friedens und der Demokratie unter Verschweigen ihrer wahren Ziele und Aufgaben, die ihnen von den amerikanischen und Bonner Kriegstreibern diktiert wurden, versucht, junge Menschen, die Anhänger des christlichen Glaubens sind, für ihre verbrecherischen Ziele zu mißbrauchen und vor den Karren der amerikanischen und westdeutschen Imperialisten zu spannen.

Ein typischer Rädelsführer dieser Art in der sogenannten "Jungen Gemeinde" ist der als "Studentenpfarrer" getarnt Agent Hamel. Seit der Zeit der Volkswahlen hetzte er systematisch gegen die demokratische Ordnung in der Deutschen Demokratischen Republik. Er schleuste illegal Hetzschriften gegen die Sowjetunion und die Oder-Neiße Friedensgrenze aus dem Westen in die Republik ein und verbreitete sie unter den Studenten an der Universität Halle.

Im Burkhardt-Haus in Berlin-Dahlem, nahe dem amerikanischen Hauptquartier, werden Leute dieses Schlages für ihre verbrecherische Tätigkeit gegen die Deutsche Demokratische Republik ausgebildet. Einer der Leiter der "Jungen Gemeinde", Johannes Althausen, organisierte unter dem Deckmantel der religiösen Betätigung systematisch Spionage in der Deutschen Demokratischen Republik. Seine Spionageberichte wurden nach Westberlin und von hier aus nach Stuttgart und an einen Amerikaner namens Robert Mackle in die Schweiz gesandt.

Unter dem Vorwand, "Pfarrer" der Berliner St. Marienkirche im demokratischen Sektor Berlin zu sein, scharte der Agent Reinhold George aus Westberlin junge Menschen christlichen Glaubens um sich und mißbrauchte sie schändlich zur Verbreitung von Hetzschriften gegen den Frieden und gegen unsere Republik. In mehreren Stiftungen der Inneren Mission treiben Leiter der "Jungen Gemeinde" ihr Unwesen, üben auf Jugendliche einen verbrecherischen Gewissenszwang aus und scheuen nicht davor zurück, diese jungen Menschen aufs schwerste zu mißhandeln.

So mißbraucht die religiös getarnte "Junge Gemeinde" den christlichen Glauben von Jugendlichen, um sie gegen die Deutsche Demokratische Republik und die Sowjetunion aufzuhetzen und auf diese Weise die schmutzige Sache Adenauers, die schmutzige Sache des Generalkriegsvertrages in unserer Republik zu besorgen und zu Verbrechen anzustiften.

Einige der evangelischen Kirchenführer unterstützen diese Hetze gegen den Frieden und die Demokratie, nachdem sie, wie es die Synode in Elbingerode 1952 beweist, für die tatkräftige Unterstützung des Generalkriegsvertrages Stellung genommen haben. Die Reisen einiger Kirchenführer nach den USA und England zeigen, woher sie ihre Direktiven erhielten.

Wir sind überzeugt, daß die staatlichen Organe die Bevölkerung der Deutschen Demokratischen Republik von den Untersuchungsergebnissen über die verbrecherische Tätigkeit der Agenten der sogenannten "Jungen Gemeinde" weitestgehend informieren werden. Ein Teil des Materials wurde einigen Bischöfen bereits zur Kenntnis gebracht.

In diesem Zusammenhang muß erwähnt werden, daß die Behauptung des Herrn Bischof Dibelius, die "Junge Gemeinde" sei eine erlaubte Organisation, nicht zutreffend ist. Eine Feststellung im Ministerium des Innern hat ergeben, daß die "Junge Gemeinde" niemals erlaubt wurde und nach den Enthüllungen über die feindliche Tätigkeit dieser illegalen Organisation auch niemals erlaubt werden kann. Andere Kirchenführer behaupten wider besseres Wissen, die "Junge Gemeinde" sei überhaupt keine Organisation, sondern nur eine lose Zusammenfassung junger Kirchenanhänger. Das ist völlig unrichtig, denn den staatlichen Verwaltungsstellen liegen Mitgliedsbücher, Organisationsabzeichen und andere Zeichen für das Vorhandensein einer nicht erlaubten Organisation vor. Wer sich daran beteiligt, muß wissen, daß er dadurch gegen die in der Deutschen Demokratischen Republik geltenden Gesetze verstößt.

Wir lenken die Aufmerksamkeit der evangelischen Kirchenleitungen auf die Tatsache, daß in Westdeutschland Terror und brutale Verfolgungen gegen die friedliebende Jugend an der Tagesordnung sind und daß dieser Terror von Menschen organisiert wird, die leitenden kirchlichen Körperschaften angehören, wie beispielsweise der Bonner Innenminister Lehr. Lehr hat befohlen, junge Friedenskämpfer einzukerkern, die gegen den Generalkriegsvertrag, gegen die Versklavung Westdeutschlands und gegen den amerikanischen und englischen Imperialismus Stellung nehmen. Das ist der gleiche Lehr, von dem jeder Deutsche weiß, daß durch seine direkte Hilfe Hitler zur Macht kam, daß er der Organisator der berüchtigten Konferenz; der Rüstungsindustriellen im Januar 1932 in Düsseldorf war. Dieser Lehr, der vorgibt, ein Vertreter des "Christentums" zu sein, ist der brutale Verfolger der friedliebenden Jugend und aller Patrioten in Westdeutschland.

In der Deutschen Demokratischen Republik herrscht hingegen Freiheit für die Friedensbewegung und alle Menschen, die sich im Interesse der Erhaltung des Friedens betätigen. Aber es wird und kann keine Betätigungsfreiheit für jene geben, die den Generalkriegsvertrag propagieren, unterstützen und somit Feinde der deutschen Nation sind.

[Quelle: Neues Deutschland Nr. 98, 28. April 1953, S. 3.]