Redebeitrag von Elli Schmidt zum Gesetz über den Volkswirtschaftsplan 1953 in der Volkskammer, 17.12.1952

Obwohl es Erfolge in der Erfüllung des Planes 1952 gibt, dürfen wir nicht daran vorübergehen, daß in einigen Ministerien und Staatssekretariaten erhebliche Mängel aufgetreten sind. Es ist notwendig, noch einmal zu betonen, daß jeder einzelne Minister und Staatssekretär für die Erfüllung der im Plan festgelegten Aufgaben vor dem Volke verantwortlich ist. Wir begrüßen daher die Kritik, die an der Arbeit einiger Ministerien geübt wurde.

Nicht nur in der Versorgung mit Lebensmitteln, sondern auch besonders in der Versorgung mit Textilien gab es große Mängel. Das Ministerium für Leichtindustrie sollte ebenfalls selbstkritisch zu den Fehlern, die in diesem Jahr gemacht wurden, Stellung nehmen und lernen, diese im kommenden Jahr nicht zu wiederholen. Wir Mütter müssen unserem Ministerium für Leichtindustrie bittere Vorwürfe darüber machen, daß vergessen wurde, Stoffe produzieren zu lassen, die für die Herstellung einer preiswerten Kinderkonfektion geeignet sind. Sicher hat der Minister für Leichtindustrie keine Kinder;

(Heiterkeit)

denn sonst könnte er in der Sorge um unsere Jüngsten, um unseren Nachwuchs nicht vergessen, daß sie Strümpfe, Windeln, Babywäsche, Hosen, Kleider und Mäntel brauchen, und zwar der Jahreszeit angepaßt!

(Sehr richtig)

Im Winter brauchen unsere Kinder keine Sandalen, die es jetzt und nicht im Sommer zu kaufen gibt. Im Winter brauchen unsere Kinder keine Kniestrümpfe, die man jetzt haben kann, während sie im Sommer fehlten. Unsere Frauen sind in die Heiligenstädter Strumpfwarenfabrik gegangen, und sie mußten dort mit eigenen Augen sehen, daß dort zur Zeit in rauhen Mengen Kniestrümpfe und keine langen warmen Strümpfe produziert werden. Die Frauen verlangten eigenmächtig, daß die Produktion von Kniestrümpfen auf lange Strümpfe umgestellt wird. Wir begrüßen die Initiative unserer Frauen. Aber das müßte wohl die Aufgabe des Ministeriums für Leichtindustrie sein. Wir sind geradezu empört über die Behandlung unserer Kleinsten, der Neugeborenen, für die keine Windeln zu haben sind. Als unsere Frauen zum Beispiel in Weimar sehr ernst die Frage der Beschaffung von Windeln stellten, antwortete ihnen der Leiter der HO-Industriewaren namens Schmidt, daß die Baumwolle für die Produktion von Windeln nicht ausreicht, weil man ja auch Gardinen benötige.

(Heiterkeit)

Unsere Frauen antworteten sehr richtig, daß man die Säuglinge nicht in Gardinen einwickeln kann. Es kommt darauf an, die Produktion von Windeln und Gardinen richtig zu lösen, und wir haben ja von Herrn Abgeordneten Fred Oelßner gehört, daß der Plan für Gardinen übererfüllt worden ist. Es ist unverständlich, wie man die Produktion von Windeln vergessen kann. [...]

[Quelle: Protokolle der Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik 1952, S. 807f.]